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Neu ab 27.04.2023 in Bestbesetzung - Johannes B. Kerner trifft Kurt Krömer - „Nach 5 Minuten war klar, bei Kawusi ist nichts zu holen“

Johannes B. Kerner spricht in seinem Talkformat Bestbesetzung bei MagentaTV, dem innovativen TV-Anbieter der Deutschen Telekom, mit großen Persönlichkeiten unserer Zeit. In der aktuellen Ausgabe, gestreamt ab dem 27.04.2023, ist der Berliner Kurt Krömer (48) zu Gast. Im Interview erzählt der Comedian von völlig unkomischen ersten Bühnenerfahrungen, wann er über Schaum vorm Mund lachen kann, dass Faisal Kawusi eine ganz blöde Idee für seine Sendung war und über das Leben mit Antidepressiva.

… erste Bühnenerfahrungen:
Ich hatte so ein Gefühl, das auf die Bühne wollte. Ich wusste das aber selbst nicht – ich hatte ja keinen Bezug dazu, keine Verwandten oder Freunde, die am Theater waren. Aber irgendwann machte es einfach Klick.
 
… seine Bühnenrolle:
Was es so lustig gemacht hat? Ich liebe diese Art von Komik, wenn ich sage ,Das Wasser ist mir zu warm´und dann völlig durchdrehe. Das ist dieses Louis-de-Funés-Ding … Bis heute geht es mir so, dass ich total lachen muss, wenn jemand durchdreht und cholerisch wird. Das hat immer was Komisches, und das geht dann in die Lächerlichkeit. Wenn du Schaum am Mund hast, weil du dich wirklich darüber aufregst, dass das Wasser zu warm ist, du schreist und das Hemd rutscht so aus der Hose … du siehst dann auch irgendwann lächerlich aus.
 
Auf der Bühne zu stehen ist ein Kampf, du spielst um dein Leben. Du denkst, du musst sterben, wenn jetzt nicht gleich irgendwas passiert. Ich glaube, das macht die Figur Kurt Krömer bis heute aus. Ich bin danach wirklich fertig – wenn ich spiele, dann spiele ich heute noch so, als wenn es das letzte Mal wäre.
 
Mein Deutschlehrer hieß Krömer, Christian Krömer, daher stammt der Name der Kunstfigur. Ich stelle mir heute immer noch Herrn Krömer vor – ich schreibe ja auch per Hand, wenn ich schreibe, also so drei, vier Seiten voll, dann ist der Aufsatz fertig. Herr Krömer hätte gesagt, ist ‘ne 4, aber: blühende Fantasie! Thema verfehlt, aber: blühende Fantasie.
 
… seine ersten Auftritte:
Mein erster Auftritt sollte acht Minuten dauern, und ich habe nach vier Minuten abgebrochen. Weil keiner gelacht hat. Ich weiß, ich bin abgegangen nach vier Minuten, es kam kein Lacher, und habe ins Publikum gesagt: Ich hör dann jetzt mal auf und geh nach Hause. Und in der ersten Reihe war eine Frau, die fast geweint hat und gesagt hat: Ja, ich glaube, es ist besser so. Und das war traurig.
 
Durch die Scheiße kriechen in den ersten Jahren – das habe ich schon bezogen auf den Beruf des Komikers. Also, meine erste Gage, das waren 11 Mark 50. Die Schulden an der Bar lagen bei 30 Mark. Also, ich bin mit ’nem Minus aus diesem Geschäft rausgegangen und konnte mich damit ja nicht finanzieren.
 
… seine beruflichen Anfänge:
Wie ich mit Zweifeln umgegangen bin? Ich war damals 19 oder so und stand allein in diesem Flur mit meinem Wischmopp, machte eine Pause und hab mich gefragt: Geht das jetzt so weiter? Machst Du 40 Jahre lang diesen Job? Und dann war eine Stimme in mir, die sagte: ,Nee!‘ Sie hat leider nicht gesagt: ,Halte noch zwei Jahre durch, da kommt noch was Großes‘. Aber sie sagte: ,Nein, also das wirst du dein Leben lang hier nicht machen! Da kommt noch was.‘
 
… Chez Krömer:
Die Sendung mit Kawusi war ja nicht die letzte Sendung der Staffel, sondern die Sendung, die wir als so schlecht empfunden haben, dass wir sie in die Mediathek geschoben haben. Sie war deshalb so schlecht, weil der Fehler schon darin lag, ihn überhaupt einzuladen und zu denken, dass der eine halbe Stunde trägt. Nach 5 Minuten war klar, da ist nichts zu holen. Ich will nicht sagen, dass er dümmlich war. Aber schon halt ein bisschen doof.
 
Ich habe auch nicht verstanden, warum über diese Sendung so viel berichtet worden ist. Was ich mit dem Abbruch zum Ausdruck bringen wollte ist, dass ich es nicht lustig finde, wenn man als Komiker Witze macht über Vergewaltigungsopfer.
 
… seine Familie:
Das Beste am Vatersein ist, dass man im Alter nicht allein ist. Das finde ich schön. Also, wenn ich es mir mit allen verscherzt habe – ich habe so viele Kinder, eins wird mich zu Weihnachten bestimmt besuchen kommen. Da freue ich mich.
 
… das Weinen:
Wenn man traurig ist, dann ist Weinen vielleicht nicht so schön. Aber wenn etwas richtig gut funktioniert hat und man richtig happy ist … dass man dann vor Glück weint, das ist das Schönste, was es gibt, finde ich.
 
… seine Depression:
Bei mir waren es insgesamt 30 Jahre, die ich depressiv war. Und die ersten 28 Jahre schwankte es immer zwischen leicht und mittel. Und die letzten 2, 3 Jahre war es dann eine schwere Depression. Also, wirklich so, dass ich lebensunfähig war. Zum Beispiel heute hätte es passieren können, dass ich abgesagt hätte. Weil ich gesagt hätte: Also, wenn der Kerner da jetzt lustige Fragen stellt oder auf lustige Antworten hofft … ich weiß nicht, ob ich das hinkriege.
 
Die Erklärung, warum es mir nicht gut geht, war ja immer da. Ich habe angefangen zu trinken und gemerkt, dass ich sehr viel trinke. Ich trinke mehr als Freunde von mir. Das macht dich auch traurig und du fragst dich, ob du jetzt süchtig bist. Musst du einen Entzug machen … fällst du irgendwann besoffen vors Auto? Damit bist du dann beschäftigt. Dass das mit einer Depression zu tun hat, daran habe ich jahrelang nicht gedacht.
 
Über Antidepressiva nach einem Klinikaufenthalt sagt man: Ein Jahr nimmt man das Medikament noch weiter. Ich bin jetzt schon bei zwei Jahren, genau weiß ich es nicht. Ich will es nicht absetzen. Ich möchte diesen Moment nicht haben, wo eventuell etwas nicht mehr so läuft wie vorher. Ich möchte nicht, dass die Depression siegt. Dass die sagt: So, jetzt haben wir dich soweit, jetzt kannst du nicht mal mehr arbeiten gehen. Im Nachhinein dachte ich auch: Völliger Schwachsinn, dass ich diese Staffel überhaupt gemacht habe. Das war Blödsinn, da war ich einfach stur.