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Neu ab 15.06.2023 in Bestbesetzung - Johannes B. Kerner trifft Roland Kaiser - „Ich glaube, der liebe Gott ist längst aus der Kirche ausgetreten“

In der aktuellen Ausgabe, gestreamt ab dem 15. Juni 2023, ist der beliebte Schlagersänger Roland Kaiser (71) zu Gast. Über 90 Millionen verkaufte Tonträger und millionenhohe Clicks bei Youtube – Roland Kaiser gehört zu den erfolgreichsten deutschen Schlagerstars unserer Zeit und steht nicht umsonst mit seiner aktuellen Autobiografie „Sonnenseite“ auf Platz 1 der Spiegel Bestseller-Liste. Roland Kaiser spricht mit Johannes B. Kerner im legendären Berliner Hansa Studio offen über seine Kindheit, seine heutigen Aufgaben in der Familie, Bewunderung für Helene Fischer und sein Verständnis für die Klimakleber.

… Vorliebe Wertstoffhof
Ich bin der Außendienstmitarbeiter der Familie Kaiser. Meine Wege sind immer ziemlich klar: Wenn wir zu viele Kartons haben, bring ich sie weg. Danach gibt es den Weg in die Reinigung, dann einkaufen – ich muss die Nahrungskette im Kühlschrank wieder füllen – danach geht es wieder nach Hause.

… seine Pflegemutter
Ich war in der dritten oder vierten Klasse, da fingen meine Mitschüler an, mich zu verspotten, denn meine Mutter war schon so alt. Sie war damals über 60 Jahre alt. Das klappert natürlich, wenn alle eine Mutter im Alter von Mitte 30 haben und deine ist so alt wie deren Oma. Als Kind reagiert man dann irgendwann nicht mehr verbal. Sie war eine wunderbare Frau, der ich sehr viel zu verdanken habe. Ich wollte sie natürlich verteidigen, wenn meine Klassenkameraden sagen, dass sie eine alte Oma ist. Dann sagt man „stopp mal“ und irgendwann gibt’s was zwischen die Ohren.

… seine Kindheit in Berlin
Meine Mutter hat mich gelehrt, Recht von Unrecht zu unterscheiden und nicht nach unten zu treten und nach oben zu buckeln, sondern geraden Kreuzes durchs Leben zu gehen und trotzdem immer darauf zu achten, dass man andere nicht verletzt. Ich hatte eine raue, aber gute Kindheit. Meine Mutter hat mich mit dem nötigen Rüstzeug ausgerüstet. Wir hatten auch kein Telefon und kein Fernsehapparat, wir haben beim Nachbarn geguckt – alles war möglich. Und das ist vielleicht auch etwas, warum man später mit dem, was man erreicht, sorgsam umgeht – das will man ja nicht riskieren.

… Luxus
Ich versuche zu konsolidieren, was ich habe, damit meine Kinder später in Ruhe davon leben können. Meine Kinder müssen versorgt sein und bleiben.

… sein Gesangstalent
Mein Musiklehrer sagte, als er in mein Zeugnis schreiben sollte: „Wat soll ick da schreiben, Kaiser? So wie Sie singen – kann ick nicht hören. Das kann nischt werden mit Ihnen.“ Also gab es keine Benotung. „Kein Gehör“, hat er geschrieben. Diese Chorsänge, die er von mir wollte, machten keinen Spaß und ich hab immer leicht daneben gesungen. Darum hat er mich rausgeschickt. Er sagte: „Gehn Sie raus, Kaiser. Furchtbar!“

… Zäsur
Ich rege mich auf, wenn Leute sich aufregen wie im letzten Jahr über dieses „Layla-Lied“. Was ist denn das für eine Art, sich ständig aufzuregen? Ich muss mir das doch nicht anhören, wenn ich nicht will.

… Helene Fischer
Sie hat es als deutsche Künstlerin in ihren Shows geschafft, ein Level von amerikanischen Künstlern zu erreichen. Mit samt ihrer großen Stadiontournee ist das etwas, was in dem Genre nicht zu vermuten und nicht zu erwarten war. Großer Respekt, keine Frage.

… Schlagertexte
Heute meine Texte zu negieren, die 30 Jahre alt sind, ist dummes Zeug. Damals habe ich sie als richtig empfunden und teilweise selbst geschrieben.

… Schlagertexte und Aktualität
Es ist äußert schwierig, die Themen Ukraine oder Klimakleber in einen Songtext zu packen, der mehrheitsfähig ist. Die große Kunst hat man damals rund um Udo Jürgens geschafft mit „Ehrenwertes Haus“, „Bitte mit Sahne“ oder „Griechischer Wein“. Das war exorbitant gut gemacht und – ich gebe zu – heute ist es noch nicht in der Qualität gelungen.

… Klimakleber
Ich kann verstehen, wenn junge Menschen Sorge haben, dass wir, die wir ein paar Tage älter sind, ihnen keinen lebenswerten Planeten hinterlassen. Man muss ihre lautstarke Meldung ernst nehmen. Gute Argumente und sich öffentlich zu machen – das reicht aus. Ich finde wichtig, dass sie sich melden – sie haben ein Anrecht darauf.

… Angela Merkel
Angela Merkel hat für unser Land hervorragende Arbeit geleistet, das sage ich auch als Sozialdemokrat. Sie hat uns durch manche Stresssituation, durch Finanz- und Wirtschaftskrisen gebracht und letztendlich hat sie diesen Satz gesagt „wir schaffen das“ – das habe ich sehr hochrangig respektiert. Sie hat das genau auf den Punkt gebracht. Sie hat tolle Arbeit gemacht, ich fand die Frau großartig. Ich habe nie verstanden, dass die Christdemokratische Union nicht in der Lage ist, ihr einfach mal zu gratulieren.

... über Lampenfieber 
Ich habe nach meiner Lungentransplantation eigentlich vor nichts mehr Angst. Ich bin völlig entspannt und sage mir, „meine Band kann das, ich kann das“.

… seine Lungenerkrankung
Ich bin morgens wach geworden und konnte nicht mehr einatmen – da kriegst du erstmal Panik. Der Arzt sagte: „Sie haben eine chronisch obstruktive Bronchitis.“ Das heißt: der Luftaustausch funktioniert nicht mehr und damit wird man irgendwann mal sterben.“ Dann bin ich im Februar 2000 transplantiert worden.

… seinen Glauben
Bei mir gibt es nichts Spirituelles. Ja, ich bin ein gläubiger Mensch. Ich glaube aber, der liebe Gott ist längst aus der Kirche ausgetreten.

… seine Patchworkfamilie
Unsere Kinder sind aufrichtige, kluge, junge Menschen, die auch Recht von Unrecht unterscheiden können, nicht Menschen ausgrenzen oder der Gefahr unterliegen, rechten oder linken Verlockungen nachzugehen.