„Ich bin manchmal zu direkt“, sagt der deutsche Erfolgsschauspieler Wotan Wilke Möhring in einer spannenden neuen Folge der Sendung Bestbesetzung bei MagentaTV / Telekom. Genauso zeigt sich der 54-jährige auch im Gespräch mit Johannes B. Kerner, der dem Schauspieler eine Bühne bietet für seine klare Meinung zu erzieherischen Fragen, zur Demokratie und dem sozialen Miteinander in Deutschland. Einfühlsam beschreibt Wilke Möhring seine Trauerphase nach dem plötzlichen Unfalltod des geliebten Vaters – „ich wollte mich zerreißen“. Das erfrischend ehrliche und sehr persönliche Interview präsentiert spannende Facetten von Wotan Wilke Möhring, dessen Karriereverlauf vom Elektriker, Punk, Türsteher bis hin zum Model und Gewinner der Goldenen Kamera 2017 als „Bester Deutscher Schauspieler“ einzigartig ist. Das MagentaTV Original Bestbesetzung mit Wotan Wilke Möhring steht ab Samstag, den 17. Juli 2021, allen MagentaTV Kunden zum Abruf zur Verfügung.
...über seine Biografie
„Die Frage nach dem Warum, der Zickzack-Biografie und einer gebrochenen Logik in der Biografie habe ich mir nie gestellt. Den nächsten Schritt startete ich nie mit einer Absicht oder Zielführung – ich habe das gemacht und gelassen, was mir etwas bedeutet hat. Da ich relativ unstet bin, bin ich am längsten in der Schauspielerei, denn sie erhebt die große Abwechslung zum Beruf.“
...über die Schauspielerei
„Du begegnest dir selbst in verschiedenen Rollen, in verschiedenen Möglichkeiten, verschiedenen Zeitaltern, von Western bis zum Historien-Film – Dinge, die du im normalen Leben nie ausprobieren könntest. Deswegen ist es für mich, was den Abwechslungsgrad angeht, eigentlich der perfekte Beruf.“
...über seine Direktheit
„Ich kann auch ungehalten mit mir selber sein. Ich bin sehr impulsiv. Dinge, die mir nicht gefallen, spreche ich eher direkt an. Ich bin manchmal zu direkt, zum Beispiel in Drehbuchdiskussionen – zu laut, zu vehement. Das ist nicht förderlich bei einer Teamarbeit.“
...über Erziehung
„Gerade auch unangenehme Erfahrungen wie Zurückweisung, Ablehnung, Frust – ist es ganz wichtig, den Kindern früh zu vermitteln, dass sie diese Erfahrungen irgendwann machen müssen. Diese Helikopter Eltern versuchen alles abzuwenden, was nicht gut für ihre Kinder ist, dabei berauben sie ihre Kinder aber um einen großen Teil an Erfahrungen und Mitteln und Wegen, diese selber zu finden und damit umzugehen.“
...über Rebellion von Teenagern
„Irgendwann kommt bei Teenagern diese direkte Zurückweisung, die ja eigentlich nur eine Auslotung ist: ‚Wie sehr liebst du mich? Wie sehr? Liebst du mich immer noch, wenn ich so mache? (zeigt Fäuste)‘. Mir graut jetzt nicht vor der Zeit, die noch kommen wird, wenn meine Kinder im Teenageralter sind – in dieser Zeit wird man am meisten gefordert.“
...über seine rebellische Phase
„Ich habe mich geschämt für den vollen Kühlschrank zu Hause bei uns. Es hat mich angewidert, dass es einem so gut geht und anderen nicht.“
...über den Tod seines Vaters
„Die Sehnsucht oder das Gefühl, was jemand anderes für dich bedeutet hat, merkst du durch den Verlust, auch durch die Zeit. Ich habe bestimmt ein Jahr für die Verarbeitung gebraucht – ich war aus dem Fadenkreuz. Ich bin auf der Straße herumgegangen, wollte mich zerreißen, wollte mich prügeln. Ich wollte, dass ich mich irgendwie spüre – so deute ich das im Nachhinein mit meinem psychologischen Halbwissen. Das war schon ein großer Verlust.“
...über seine Vaterrolle
„Ich verstehe diese Jungswahrhaftigkeit, die kennen meine Kids – glaube ich – nicht von den Vätern ihrer Schulfreunde, Quatsch machen, Mist bauen und all das. Dazu gehört auch hinzugehen und sich zu entschuldigen oder stehen zu bleiben oder einzugreifen, wenn man Unrecht sieht – ob es einen was angeht oder nicht. All das sind Dinge, die ich nicht anders kann.“
...über die Zeit während der Pandemie
„Ich habe vor allem dafür gesorgt, dass meine Kinder diese Pandemie-Zeit als besondere und schöne Zeit sehen. Ich habe gesagt, wir wollten immer schon mal die Zeit anhalten – das haben wir jetzt gemacht.“
...über das soziale Miteinander
„Was die Sozialentwicklung angeht sind wir maximal Neandertaler. Wir sehen Fremde, die unsere Hilfe brauchen und wir sagen: ‚Nein, die wollen wir nicht.‘ Wir sind da überhaupt nicht weit! Die Gender-Problematik oder Männer/Frauen Gleichberechtigung zeigt, wir sind ganz weit zurück in der Entwicklung.“
...über die Idee von Demokratie
„Wir sehen die Missstände, was Demokratie in falschen Händen anrichten kann. Demokratie ist ja ein Versprechen, dass so nur funktioniert, wenn alle das Gleiche wollen. Wenn einer nicht will, dann funktioniert Demokratie nicht.“