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REGATTA-STRESS – WELTUMSEGLER BORIS HERRMANN HIELT AUCH BEI TELEFONAT MIT EHEFRAU „IMMER EIN AUGE AUF DEN ANZEIGEN“ - MagentaTV – Johannes B. Kerner trifft Boris Herrmann

Johannes B. Kerner spricht in Bestbesetzung bei MagentaTV mit großen Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Sport und Politik. In der neuen Folge des MagentaTV Originals trifft er den sympathischen Weltumsegler Boris Herrmann (39). Der Hamburger erkämpfte sich bei der renommierten Einhandregatta Vendée Globe mit seiner Hightech Rennyacht „Seaexplorer“ in diesem Jahr den fünften Platz – und das trotz dramatischer Kollision mit einem Fischtrawler, die ihm 90 Seemeilen vor dem Ziel die Podiumsplatzierung raubte. Boris Herrmann erzählt bemerkenswert offen, wie es ihm bei dem 80-tägigen Alleintripp erging und wie er den Stress an Bord in den Griff bekam.

Dabei lässt Boris Herrmann auch seine beeindruckende Reise mit der Umweltaktivistin Greta Thunberg im Spätsommer 2019 und seine Meinung zum bedrohlichen Klimawandel nicht außer Acht. Für ihn sind es die Kinder, die Klimathemen sehr effektiv auf den Familientisch bringen. Denn: „Es sind die Kinder, die bei Erwachsenen viel bewegen.“ Das MagentaTV Original mit Boris Herrmann steht ab Donnerstag, 01. April 2021, allen MagentaTV Kunden zum Abruf zur Verfügung.

...über den Vendée Globe 2024
„Wir wollen Ende nächsten Jahres mit der Mannschaft in Etappen um die Welt segeln – das ist das komplementäre Gegenrennen mit langer Tradition. Es geht zurück in die 70er Jahre – früher hieß es The Whitbread Round the World Race, dann Volvo Ocean Race, jetzt The Ocean Race. Es ist das große Rennen für Mannschaften um die Welt. Mit den gleichen Booten, das ist jetzt neu, und deswegen zählt jetzt schon jeder Tag im Rennen zum nächsten Rennen.“

...über Schlafen an Bord
„Es ist nicht so, dass wir zu wenig Zeit zum Schlafen haben. Man findet über 24 Stunden meistens irgendwo Möglichkeiten sich hinzulegen. Aber das Problem ist, wenn man gerade mal fünf Minuten liegt, piept es schon wieder – dann liegt das Boot zu schräg, ändert sich der Wind und man schläft nie länger als eine Stunde. Schlafen ist auch ein guter Begriff, für ´da in dieser Koje liegen´ und ´hin und her geworfen werden´. Wenn es schnell voran geht (Durchschnittsgeschwindigkeit 24 Knoten), braucht es schon eine gewisse Müdigkeit, um überhaupt einschlafen zu können.“

...über mentale Erschöpfung
„Man ist alleine mit vielen Entscheidungen und zermartert sich oft das Gehirn – unabhängig von Lautstärke und Bewegung. Du bist alleine dafür verantwortlich, dir den richtigen Weg zu finden. Es sind viele verschiedene Stressfaktoren über einen langen Zeitraum. Wir sagen in der Szene, dass man um die acht bis neun Monate braucht, um sich zu erholen und die mentale Erschöpfung und Intensität aufzufüllen.“

...über den Stress an Bord
„Alleinsein, Stress und die nicht vorhandenen Erholungen und kein Gespräch, wo man sagt: Ok, wie war’s? Wie ist es? Wie geht es dir? Das hat man nicht. Aber es gibt das Telefon, verbunden mit dem Satelliten, und ich kann mit meiner Frau telefonieren. Trotzdem guckt ein Auge immer auf diese Anzeigen. Es ist nie so, dass man sich wirklich mal entspannen würde.“

...über die Rettung von Kevin Escoffier 1
„Als Kapitän eines Schiffes ist man auf See zur Hilfeleistung verpflichtet – egal, ob das ein 200 Meter Containerschiff ist oder eine kleine Segelyacht. Wir sind alle Kameraden. In dem Moment ist für uns alle wichtig, dass die Geschichte gut ausgeht. Als Skipper wissen wir aus der sportlichen Logik heraus: Wir können alle nur verlieren, wenn jetzt hier was schief geht.“

...über folgeschwere Entscheidungen
„Wenn es die richtige Entscheidung ist, bist du vorne dabei. Wenn es die fasche Entscheidung ist, dann sind vier Jahre und alles, was wir bisher gemacht haben, hinfällig. Da merkst du schon: Oh, das ist schon ein größerer Druck.“

...über die Rettung von Kevin Escoffier 2
„Sein Schiff ist sehr leicht gebaut, das leichteste Schiff der Flotte. Es hatte immer schon Schwierigkeiten und war ein bisschen ein Sorgenkind für uns. Deswegen wurde es nochmal verstärkt an Deck, aber das war offensichtlich nicht genug. Escoffier ist tatsächlich in diesen ganz harschen Bedingungen sehr, sehr schnell gesegelt, deutlich schneller als ich meinem Schiff zugemutet hätte in den Bedingungen.“

...über seine beruflichen Alternativen
„Ich habe BWL studiert und hatte meine Bewerbung in die eine Schreibtischschublade getan und die Sponsoring-Mappen in die andere. Dann habe ich mir 2007 gedacht: du gibst dir jetzt fünf Monate und probierst das mal mit dem Segeln.“

...über Greta Thunberg 1
„Wir waren fünf ganz unterschiedliche Leute an Bord. Es gibt da eigentlich nichts Unwahrscheinlicheres als die führende Klimaaktivistin und salopp gesagt den Prinzen von Monaco mitzunehmen. Das war eine total bereichernde Begegnung. Auch Gretas Vater ist sehr witzig. Wir hatten, wenn ruhiger Wind war und wir abends hinten im Schiff oder im Cockpit saßen, ganz tolle Unterhaltungen.“

...über Greta Thunberg 2
„Die ganze Phase mit Greta haben wir im Team gerne in Erinnerung, weil man sonst in diesem Leistungsgedanken steckt. Am Anfang von allem steht: man will gut segeln und bei einem Rennen Leistung bringen. Das führt natürlich zum Fokus und Scheuklappen, da geht es nur noch um das Gramm hier und da und den Wunsch, besser und schneller zu werden. Mit Greta hatten wir plötzlich einen Monat in unserem Projekt, in dem es um etwas ganz anderes ging und geht. Das fühlte sich an, Teil einer Bewegung zu sein. Es geht um ein bisschen mehr, es geht nicht um uns, sondern um Wichtigeres. Das fühlte sich eigentlich ganz klasse an.“

...über die Definition von „Alleine um die Welt“
„Man sagt das so schnell: nonstop alleine um die Welt. Aber was heißt denn nonstop? Nonstop heißt, wir dürfen keine Hilfen von außen bekommen und keinen Schlenker nach Kapstadt machen. Es kommt kein Schlauchboot, gibt uns eine Kiste Bier, Wasser, ein Bauteil fürs Schiff oder Treibstoff für die Stromerzeugung. Alleine heißt, man ist wirklich alleine, man segelt Tag und Nacht. Der Autopilot steuert das Schiff – ´um die Welt´ist vielleicht am einfachsten zu verstehen.“

...über den Klimawandel 1
„Wir wissen genau, dass wir nicht mehr CO2 ausstoßen dürfen und wir wissen das nicht besser, weil wir das messen. Die Dramatik ist bekannt: Es gibt die Dringlichkeit zu handeln und Dinge zu verändern. Das weiß die Wissenschaft genauso, wie die Politik und die Öffentlichkeit.“

...über den Klimawandel 2
„Ich glaube, schon ganz viele Kinder begreifen den Klimawandel als Bedrohung. Ich hoffe, dass sie das auch als eine Chance sehen, sich bei einer ganz spannenden Aufgabe in ihrem Leben einzubringen. Natürlich sind viele jetzt noch zu jung, um wirklich Einfluss zu nehmen. Aber sie bringen das auf den Küchentisch zu Hause, nehmen in den Familien Einfluss. Es sind oft die Kinder, die bei den Erwachsenen viel bewegen.“

...über seine Kollision mit einem Fischkutter
„Das war die zehnte Schiffsbegegnung an dem Tag. Ich bin etlichen Schiffen ausgewichen, aber bei dem einen hat es nicht geklappt.“