Hamburg, 25. November 2020 – Die Gesellschaft wandelt sich. Es gibt immer mehr ältere Menschen, die ihre späten Tage ohne wirklichen Kontakt zur Jugend verbringen. Jugendliche hingegen preschen vor und blicken auf eine globalisierte Welt voller Möglichkeiten. Im Alter wird es einsamer, im jungen Leben immer vernetzter. Für einen Dialog der Generationen macht sich jetzt die Hamburger Initiative „Schmidt trifft Schmidtchen“ stark. Die Ideengeber Svenja Weber und Andreas Heinecke möchten den Austausch zwischen Jung und Alt erleichtern und haben ein einzigartiges Gesprächsprojekt ins Leben gerufen. In enger Zusammenarbeit mit Senioreneinrichtungen und Schulen verknüpft "Schmidt trifft Schmidtchen“ interessierte Senioren mit aufgeschlossenen Jugendlichen. Gesprochen wird per Telefon – ganz old school, ohne visuelle Ablenkung, konzentriert auf Stimme und Stimmung.
Das Dialogprojekt „Schmidt trifft Schmidtchen“ erstreckt sich über zwei Monate mit wöchentlichen Telefonaten und entfaltet schon nach kurzer Zeit einen besonderen Zauber. Was entsteht ist mehr Verständnis, mehr gesellschaftliche Weitsicht, mehr Rücksicht und manchmal auch eine Freundschaft.
Antonia und Erika
Im Rahmen eines Sozialprojektes ihrer Schule – dem Heilwig Gymnasium in Hamburg – trifft die 16-jährige Antonia Möbius die Stimme einer alten Dame aus einer benachbarten Seniorenresidenz. Nur die Stimme, nicht das Gesicht, nicht den Körper, nicht Gestik und Mimik. Sie lernen sich kennen, plaudern, fragen, antworten und hören zu. Die Seniorin von nebenan heißt Erika Engels-Petersen und lebt mit ihren 86 Jahren recht glücklich, aber dennoch etwas abgeschirmt in der Seniorenresidenz Alsterpark.
Die Telefonate zwischen Erika und Antonia verlaufen sehr positiv. Dennoch stößt auch der Dialog mal an seine Grenzen. Nicht einfach ist es für Antonia, sich Krieg und Verzicht von damals vorzustellen; nicht einfach für Erika, sich Social Media und die Leichtigkeit des modernen Reisens und des Zusammenwachsens der Welt auszumalen. Wenn die Toleranz herausfordert oder gar ein Gespräch zu persönlich wird, gibt es Wege aus der Zwickmühle. Senior wie Junior erleben dann einfühlsame Unterstützung von ihren jeweiligen Einrichtungen – durch den Vertrauenslehrer oder durch den Leiter der Senioreneinrichtung.
Die Initiatoren von "Schmidt trifft Schmidtchen“ möchten die beste Qualität des Dialogs: Zusätzlich werden die Projektteilnehmer von erfahrenen Coaches bei dem Gesprächsprojekt begleitet. In den Trainings geht es um Einfühlungsvermögen, Empathie, Toleranz, Rücksicht und darum, auf die innere Stimme zu hören. Dabei darf selbstverständlich auch ein Unwohlsein ausgedrückt werden. „Die Generationen begegnen sich, das ist keine Einbahnstraße. Beide Generationen lernen etwas voneinander. Über diesen Erfahrungsaustausch passiert etwas Besonderes – selbst über das Telefon entsteht eine Beziehung“, sagt Johannes Missall, verantwortlicher Kommunikationscoach.
Erika und Antonia verstehen sich gut. Entstanden ist eine neuartige Beziehung – anders als die zu Enkeln oder zu Großeltern.
Ob sich Erika und Antonia jemals außerhalb des Telefons treffen werden? Kann das Unbekannte sich zum Vertrautem entwickeln? „Schmidt trifft Schmidtchen“ lässt diese Frage offen. Initiatorin Svenja Weber ist sich sicher. „Durch Schmidt trifft Schmidtchen kommt ein Stein ins Rollen, der die Gesellschaft im Kleinen vernetzt und das Miteinander von Generationen ein bisschen besser macht.“